TOMORROW 16 / 2001  Rubrik: INTERNET



ALS WERBE-FIESLING für den
Media Markt wurde Joachim
Steinhöfel zum TV-Star

 

ALS STREITHAMMEL hat der
Anwalt eine Homepage, auf der er
sich mit Prinz Ernst August anlegt

Der Baseball-Schläger steht im Flur: Steinhöfel in seinem Büro
Davon reden die Leute heute noch. "Gut, dass wir verglichen haben" ist fester Bestandteil des Volksmunds geworden.
Als Wettbewerbs- und Urheberrechtsexperte sind Sie ein erfolgreicher Wirtschaftsanwalt. Wenn Sie selbst Modisches oder Elektronisches einkaufen, vergleichen Sie dann auch Preise und Qualität?
Steinhöfel: Natürlich gehe ich nicht hin und kaufe blind irgendetwas, was mir zu teuer erscheint, sondern ich versuche, die Sachen möglichst preisgünstig zu erstehen. Andererseits wäge ich immer zwischen Zeitaufwand und Kosten ab. Wenn ich irgendwo 30 Mark sparen kann, ich aber eine Stunde dafür fahren muß, dann zahle ich lieber drauf, weil ich in derselben Stunde mehr als 30 Markt verdienen kann.
Muß ein Anwalt auch ein guter Schauspieler sein, und kann ein rasender Reporter auch ein guter Anwalt für Media Markt sein?
Steinhöfel: Es soll ja ein lebendes Beispiel dafür geben, dass das sein kann. Was mich an den Anwaltswettbewerbern, so nenne ich sie mal, ein bisschen stört, ist das aufgesetzte, scheinbar seriöse Gehabe und die fürchterliche Rechthaberei.
In den Spots wirken Sie nicht nur aggressiv, sondern auch spaßig. Verstehen Sie privat auch Spaß?
Steinhöfel: Sehr viel. Einen Grundsatz muss man doch wirklich auch akzeptieren: Wenn man austeilt - und ich denke, das tue ich -, dann muss man auch einstecken können. Ich merke allerdings häufig, dass jemand keine Lust an der Auseinandersetzung hat, ...
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RASENDER REPORTER
... mit großer Klappe:
Joachim Nikolaus Steinhöfel stellt für den Media Markt in Werbespots Vergleiche zwischen Computer und Bügeleisen, Handy und Freiheitsstatue an. Mit schlagkräftigen Begriffen kommt der Wirtschaftsanwalt in drei Kampagnen zwischen 1998 und 2000 zu deutschlandweiter Berühmtheit.
www.mediamarkt.de
Steinhöfel
als TV-
Werber in
der Rolle
des Re-
porters...

... be-
hauptet:
"Ich bin
doch nicht
blöd" ...

... und
lobt den
Zuschauer:
"Gut, daß
wir verglichen
haben"

 

Der Mann ist Kult und kultiviert das auch noch. Joachim Nikolaus Steinhöfel (39) ist "überhaupt nicht blöd". Das behauptete der Hamburger von sich schon in den Media-Markt-TV-Spots, in denen er als fieser, mieser Reporter auftrat. Das bewies er außerdem als schnell sprechender "Klartext"-Moderator bei RTL und auch als Filmschauspieler. Und das "Ich bin doch nicht blöd" demonstriert er immer öfter auch als seriöser Wirtschaftsanwalt, Spezialität: Wettbewerbsrecht. Mit Erfolg - von seiner coolen Kanzlei aus hat er einen Traumblick auf die Außenalster.
TOMORROW: Als rasender Reporter haben Sie in Ihren Werbespots für den Media Markt eben diesen zum Beispiel mit einem Frisier-

"Manche
Minister sind sicher
wesentlich
weniger bekannt
als ich - zu Recht"

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salon, mit einer Autowaschanlage oder einer Eishockeymannschaft verglichen - ebenso Computer mit Bügeleisen, ein Handy mit der Freiheitsstatue. Sind Sie seitdem bekannt wie ein bunter Hund?
Steinhöfel: Seit der Kampagne habe ich nach den offiziellen GfK-Zahlen einen Bekanntheitsgrad von 60 Prozent in der Bevölkerung.
Das ist vergleichbar mit Ministern?
Steinhöfel: Es gibt sicher viele Minister, die bekannter sind - Hans Eichel und Joschka Fischer zum Beispiel. Aber die Gesundheitsministerin Schmidt, Frau Wieczorek-Zeul und andere, die sind sicherlich wesentlich weniger bekannt als ich - zu Recht!
Diese Art von Werbespot - ist das spaßiger Tiefsinn für Tiefstpreise im Media Markt oder eher trashiger Schwachsinn?
Steinhöfel: Ich glaube, Kampagnen wie die erste mit "Gut, dass wir verglichen haben" - die ist ja auch preisgekrönt mit dem Effi, das ist so was wie ein Oscar für Werbespots - sind alle besonders spektakulär und gehören zu den besten Spots der letzten fünf Jahre.