14.06.2007 10:14 Uhr

Meldungen | Meinung

Oliver Pocher war fügsam, wenn man ihm Anweisungen gab - Interview mit Joachim Steinhöfel (exklusiv)

Er polarisiert! Man hasst ihn oder man liebt ihn. Er hat Media Markt juristisch betreut und dabei ganz nebenbei Werbegeschichte geschrieben: Joachim Steinhöfel war Testimonial in 12 Media Markt Spots - zuletzt mit Oliver Pocher. Jetzt soll die Zusammenarbeit mit Media Markt beendet sein. medienhandbuch.de sprach mit Steinhöfel:

medienhandbuch.de:
Herr Steinhöfel, auf Ihrer Website kann man Sie allein in 12 Media Markt Spots bewundern. Das soll jetzt alles vorbei sein?



Joachim Steinhöfel:
Ich bin nach wie vor auf die Zusammenarbeit bei den Kampagnen und auf die meisten der Spots sehr stolz. 1999 haben wir für die Kampagne "Gut, dass wir verglichen haben" den Werbe-Oscar "Effie" gewonnen und damit Werbegeschichte geschrieben. Es gibt also keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen. Gerne bedränge ich heute noch Gäste mit den ganzen Spots, während andere nur Urlaubsfotos zücken können.

medienhandbuch.de:
In den Medien war zu lesen, dass der neue "Schmusekurs" der Media Saturn Holding gegenüber Mitbewerbern der Grund für das Ende Ihrer Zusammenarbeit mit Media Markt wäre. Stimmt das so?


Joachim Steinhöfel:
Wir leben in einem freien Land, in dem es das selbstverständliche Recht eines jeden Unternehmens ist, darüber zu befinden, wie es sich auf verschiedenen Gebieten positioniert. Der Strategiewechsel ist also legitim. Aber für Appeasement stehe ich grundsätzlich nicht zur Verfügung. Ich möchte keine Kompromisse mit Abmahnvereinen und Wettbewerbern schließen, die ich fast zwei Jahrzehnte vor Gericht bekämpft habe. Aus diesem Grund habe ich deutlich gemacht, da ich auf der Basis dieser neuen Richtungsentscheidung für zukünftige Mandate nicht mehr zur Verfügung stünde. Das Unternehmen hat sich daraufhin anwaltlich neu orientieren müssen.

medienhandbuch.de:
Was geschieht denn nun mit dem Werbe- und PR-Profi Steinhöfel nach Media Markt? Sind Sie offen gegenüber neuen Testimonialangeboten oder werden Sie Deutschlands bekanntester Internet-Abmahnanwalt?


Steinhöfel mit Werbekollegen Quelle: Media MarktJoachim Steinhöfel:
Entweder ich schreibe meine Doktor-Arbeit oder ich kaufe ein paar Hektar der Super-Lage "Erdener Prälat" an der Mosel von meinem Freund Ernie Loosen und werde Winzer. Bevor man wieder Werbung macht, muss erst einmal jemand kommen, der so tolle Kampagnen wie die von Media Markt auf den Tisch legen kann.

medienhandbuch.de:
Sie verkörpern - lassen sie es mich mal so diplomatisch formulieren - ein sehr polarisierendes Image. Mal unter uns: Was daran ist echt und wo fängt der friedliche Steinhöfel an?


Joachim Steinhöfel:
Das ist kein Image. Mir ist der in Europa verbreitete moralische Relativismus, das ständige Streben nach Konsens anstelle eines kämpferischen, fairen Wettstreits um die richtige Lösung wesensfremd.

medienhandbuch.de:
Welches ist ihre Media Markt Lieblingswerbung und warum?


Joachim Steinhöfel:
Aus der Reihe "Gut, dass wir verglichen haben" der Spot "Friseur" und dann der Spot "Eishockey" mit der genialen Zeile: "Hallo Eisprinzessin, zeigst Du uns mal Dein Schnäppchen". "Friseur" ist perfekt. Geniale Schnitte, perfekte Regie und Kamera, voller Details, die man auch nach zwanzig-mal anschauen noch nicht alle erfasst, grandiose Arbeit des verstorbenen Texters Andreas Hetzer ("Aaaaha ! Kaffee, Waschen - Schneiden - Legen. Neues vom Königshaus!") Aus der Reihe "20" der Spot "Autobahn", der nicht ganz an "Friseur" herankommt, für den aber im Übrigen das Gleiche gilt, (Quelle: http://www.steinhoefel.de/spots.htm). Aus der letzten Kampagne der "Polen"-Spot, der leider abgesetzt wurde, aber im Internet nach wie vor zu finden ist.

medienhandbuch.de:
Wie war Pocher eigentlich so als Werbepartner?


Joachim Steinhöfel:
Relativ introvertiert, sehr fußballsachkundig und in der Zusammenarbeit fügsam, wenn man ihm Anweisungen gab.

medienhandbuch.de:
Wen würden Sie als Anwalt niemals vertreten? Wofür würden Sie nie Werbung machen?


Joachim Steinhöfel:
Politiker, die für Appeasement stehen und nicht erkennen, welches die tatsächlichen Herausforderungen unserer Generation sind.
Ich würde niemals für Nestlé werben, weil das Unternehmen perfide Profitgier über Moral und Charakter stellte, als es im Rahmen der Aufregungen um die Mohammad-Karikaturen in einer dänischen Zeitung in arabischen Ländern dänische Produkte auslistete.

Das Interview mit Joachim Steinhöfel führte Oliver Hein-Behrens.

Kontakt / Quelle
medienhandbuch.de
Oliver Hein-Behrens
chefredaktion@medienhandbuch.de

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